CD
vergriffen - nicht mehr lieferbar
Texte
Ein ungleiches Packl. In der blauen Nosn.
Ich bin vom Land – er ist aus der Stadt. Ich bin eine Frau – er ist ein Mann.
Ich bin (noch) jung – er ist jung geblieben. Ich spiele Knopf – er spielt Kontra. Er ist laut, ich eher leise.
Was uns verbindet? Die zeitlose ungeheure Leidenschaft zum Wienerlied, zu den zigtausenden Liedern und den unvergleichlichen Interpretationen unserer VorgängerInnen. Soviel steht fest.
Doch die wichtigste Frage: Wie hat alles begonnen?
In Wien Ottakring, im August 2014 beim Heurigen „Zum G‘spritzten“ in der Heigerleinstraße. Ich durfte einspringen und mit Rudi Koschelu und Kurt Girk (1932–2019) einen Abend lang spielen – eine Offenbarung. Seitdem treten wir regelmäßig auf – in Wien, verreisen gelegentlich und spielen auf Konzertbühnen. Am „Besten“ sind wir jedoch beim Heurigen, wenn wir die Leute „anstrudeln“, also direkt am Tisch sitzen und musikalische Wünsche erfüllen. Das ist die schönste Art und Weise Wienerlied zu spielen.
Zur Abwechslung gibts auf diesem Album ausschließlich neue Kompositionen zu hören. Denn das Wienerlied lebt. Es wächst, gedeiht, verändert sich und ist im nächsten Moment dann doch wieder so wie es schon immer war – hauptsache „leiwand“.
Weil:„Jedes Wienerlied is‘ wahr“. – O-Ton Rudi Koschelu.
Marie-Theres Stickler, Wien im November 2019
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Rudi Koschelu – Blaue Nosn. Ein Grußwort
Rudi Koschelu, Urgestein der Wiener Volksmusikszene, Ottakringer mit Leib und Seele, Beherrscher der Wiener Kontragitarre und des Wiener Dudlers – legt seine musikalischen Memoiren auf. Als aufmerksamer Chronist schwelgt er in Erinnerungen, beginnt bei den unvergesslichen Liebhartstaler Stammtischen der Wienerlied singenden Wirtin Anny Demuth (1931-1996), marschiert zum Naschmarkt, macht eine Dudler-Therapie und widmet Stücke seinen Wegbegleitern wie Schrammelquartettkollege Richard Motz oder Geigenbauer Peter Tunkowitsch, der ihm seine geliebten Gitarren in Schuss hält. Erfreulich modern kommen hier auch Liebeslieder ans Tageslicht, die ja sonst im Gehege der Wienerlieder eher rar gesät sind. Musikalisch bleibt der erfahrene Musikant Koschelu der Tradition verhaftet (inklusive Swing und Blues) und mit dem Texten tut sich der Sänger Koschelu leicht. Gerne hat er dabei Ideen und Einwürfe vom großen Musiker- und Freundeskreis aufgegriffen und Lieder gemeinsam geschrieben. Rudi Koschelus Repertoire als Heurigenmusiker ist nach 40 Jahren so immens groß, allein dafür müsste er noch ausgezeichnet werden, wenn das nicht schon 2015 in Form des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien geschehen wäre. Mit diesem profunden Wissen um Tradition hat er im Laufe seines Musikerlebens einiges selbst geschrieben und komponiert – und nun mit Knöpferlspielerin Marie-Theres Stickler eingespielt: eine wirklich gute Idee!
Dr. Susanne Schedtler, Wiener Volksliedwerk