CD
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Texte
Die Familie Simböck aus Braunau am Inn und (nach dem Tod des Vaters) die Geschwister Simböck, genossen in der Volksmusikszene einen ausgezeichneten Ruf. 51 Jahre dauerte die Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Rundfunk, vor allem mit den Landesstudios Linz und Salzburg, die im Laufe dieser Zeit neben den vielen öffentlichen Auftritten bei Sänger- und Musikantentreffen an die 200 Einzeltondokumente aufnehmen konnten. Dazu kamen Schallplattenproduktionen und Aufnahmen bei anderen Radiostationen wie dem Bayerischen Rundfunk. Einer der letzten öffentlichen Auftritte der Geschwister Simböck wurde aufgezeichnet und liegt nun in Ausschnitten als bleibende Erinnerung vor. Gründer der Familiengesangsgruppe Simböck war Heinrich Simböck (1891-1961), Schuhmacher in Braunau. Die Liebe zur Musik verdankten er und seine Brüder Franz und Hans vor allem ihrer Mutter Anna. Ab 1933 traten die drei Brüder mit einem Neffen bis zum Tod Heinrichs im Jahr 1961 regelmäßig als Braunauer Volkssänger auf. Heinrichs Tochter Gretl (geb.1919) sang ab 1938 mit ihrem Vater öffentlich Duette und wirkte auch bei den Braunauer Volkssängern mit. Vater Heinrich meinte nun, daß sich Gretl "Eine zum Singen nehmen sollte" und so fiel die Wahl auf die damals 17- jährige Gretl Schoßmeir, mit der die Simböck Gretl schon während der Schulzeit gesungen hatte. Selbstverständlich lernten die beiden Mädchen auch ein Instrument, Gretl Schoßmeir Gitarre und Akkordeon und Gretl Simböck Geige. Eine der Spezialitäten der Braunauer Volkssänger und auch der beiden "Gretln" die sich Geschwister Simböck nannten, war die Interpretation des Innviertler Landlers, bei dem die Geige eine wichtige Rolle spielt. Die Technik des Landlergeigenspiels vermittelte Vater Heinrich, indem er, um die Rhythmik des Landlers weiterzugeben, sein rechtes Knie an das linke Knie seiner Tochter mit Schusterriemen band. Auf den ersten Taktteil wurde der Fuß gehoben, beim zweiten Taktteil war Pause und auf die drei wurde der Fuß auf den Boden gesetzt. So ging der Gretl dieser Landlerschlag mit der Zeit "in Fleisch und Blut" über. Neben dem Instrumentalspiel wurde beim Landler zusätzlich gesungen: Gstanzln und "Almerer", wie die Jodler im Innviertel heißen. Es verging kein Wochenende, an dem nicht musiziert wurde, was besonders den damals 17- und 19- jährigen Mädchen trotz Zugeld zum sonstigen Einkommen nicht immer leicht fiel. Einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg verdanken die Geschwister Simböck ihrer deutlichen Aussprache. Vater Simböck war nicht zu Unrecht der festen Überzeugung, daß die Textverständlichkeit ein unbedingtes Muß bei öffentlichen Auftritten ist. Am 24. August 1938 fand die erste Rundfunkaufnahme beim Reichssender München statt, worauf kurz danach Andreas Reischek von der RAVAG Wien zu Aufnahmen nach Braunau kam. Die Schallplattenfirma Telefunken produzierte zu dieser Zeit die ersten Tonträger der Familie. Solche Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen waren "immer was Schönes und Aufregendes" meint Gretl Simböck im Rückblick. Mit dem Tod Heinrich Simböcks im Jahre 1961 war zwar das Ende der Braunauer Volkssänger verbunden, doch die Geschwister blieben der Volksmusik treu. Ihr bayerischer Freund, der Volksmusikpfleger Wastl Fanderl, überredete die Simböcks, weiter zu musizieren, so daß sie bis 1990 aktiv waren. Gretl Schoßmeir starb 1994. Was bleibt, sind die Ton- und Bilddokumente mit dem umfangreichen Repertoire. Es besteht nicht nur aus Innviertler Liedern und Landlern, sondern auch aus erzählenden Liedern, Balladen, Melodien und Texten aus anderen Herkunftsgegenden. Die Ursache dafür findet sich beim Rundfunk, da dieser, wenn er in den Nachkriegsjahren Volkslieder für spezielle Sendungen benötigte, auf die Braunauer Volkssänger mit ihrer variablen Besetzung zurückgriff. Sie waren in der Lage, in kürzester Zeit das Gewünschte einzustudieren und zu interpretieren, freilich immer im unverwechselbaren "Simböck'schen Stil", der auch das vorliegende Tondokument kennzeichnet. Die beiden Gretln "die kloa und die groß", also Margarete Simböck (verehelichte Allmannsperger) und Gretl Schoßmeir (verehelichte Höglinger) waren bei vielen Veranstaltungen Garantinnen für gute und gediegene Unterhaltung.